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Der Schweizer Weg zu einer klimaneutralen und sicheren Energieversorgung bis 2050

Eine sichere Energieversorgung in der Schweiz mit netto null Treibhausgasemissionen 2050 ist mit einem koordinierten Vorgehen über alle Energiesektoren realisierbar. Basis dafür sind ein starker Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion im Inland und der Import synthetischer Brenn- und Treibstoffe. Eine vollständige Energieautarkie ist kaum möglich und wenn überhaupt nur mit sehr hohen Kosten. Das schreiben die Akademien der Wissenschaften Schweiz in einem neuen Übersichtsbericht.

Photovoltaik und Wasserkraft werden die zukünftige Energieversorgung der Schweiz prägen.
Bild: Gion Huonder, Movemedia GmbH

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz zeigen in einem neuen Bericht auf, wie die Schweiz eine Energieversorgung mit einer CO2-Bilanz von netto null bis 2050 erreichen kann. Wichtig ist dabei eine kohärente Energiepolitik, welche die einzelnen Marktsegmente, die Energieträger sowie die Kurz- und Langzeitspeicher miteinander verbindet und optimiert. Auch Wärme-, Strom- und Brennstoffnetze müssen zusammen betrachtet und Synergien genutzt werden. Der Bericht geht davon aus, dass auch der Flugverkehr das Netto-Null-Ziel erreichen soll.

Zwei Szenarien ohne Stromimporte

Mit zwei Worst-Case-Szenarien für den Fall, dass sich keine Abkommen für gesicherte Stromimporte im Winter erreichen lassen, zeigt der Bericht auf, dass eine Netto-Null-Energieversorgung auch ohne Stromimporte möglich ist. Das erste Szenario mit einer vollständigen inländischen Energieversorgung mit Ausnahme des Flugtreibstoffs führt jedoch zu einem unrealistisch hohen Strombedarf und sehr hohen Kosten und Umweltfolgen. Im zweiten Szenario wird der fehlende Strom im Winterhalbjahr, die Hochtemperatur-Industriewärme und Treibstoff für den Schwerverkehr durch den Import von erneuerbaren Brenn- und Treibstoffen (hergestellt mit Strom im Ausland) gedeckt. Dies braucht einen geringeren Zubau an Photovoltaik und beinhaltet ein breit diversifiziertes Portfolio von Energieträgern. Die Auslandabhängigkeit wird im Vergleich zu heute deutlich reduziert und auf mehr Länder verteilt.

Photovoltaik und Wasserkraft bilden das Rückgrat

Die skizzierte Energieversorgung der Zukunft basiert hauptsächlich auf einheimischer Wasserkraft und Photovoltaik. Die Stromproduktion aus Photovoltaik muss stark erhöht werden und um mindestens ein Gigawatt pro Jahr steigen. Erneuerbare Brennstoffe werden im Winter das dritte Standbein für die Stromproduktion werden, zusammen mit kleineren Beiträgen der Windkraft und allenfalls der Tiefengeothermie. Erneuerbare Brenn- und Treibstoffe lassen sich in geeigneten Regionen im Ausland bedeutend effizienter und kostengünstiger produzieren. Sie lassen sich mehrheitlich auch gut transportieren und speichern. Die Entwicklung neuer Kernkrafttechnologien sollte weiter beobachtet werden, wird aber bis 2050 voraussichtlich keine nennenswerte Beiträge liefern können.

Der internationale Energiemarkt erhöht die Versorgungssicherheit

Eine Netto-Null-Energieversorgung ohne Importe im Winter bringt hohe finanzielle und Umweltkosten mit sich. Darum sollte die Schweiz nicht nur eine Stromabkommen mit der EU anstreben, sondern schon heute beginnen, mit ausländischen Staaten Abkommen zur Lieferung von Wasserstoff und Brenn- und Treibstoffen auszuhandeln.

Es braucht Anstrengungen in allen Bereichen

Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, braucht es Anstrengungen in allen Bereichen, wobei die Schritte zeitlich aufeinander abgestimmt werden müssen. So muss die Gebäudesanierung vor dem Einsatz von Wärmepumpen erfolgen, damit der Strombedarf im Winter nicht durch die Decke geht. Die übergeordnete Strategie lautet für jeden Energiesektor:

  1. Energiedienstleistungen weniger beanspruchen: Verringerung der Nachfrage durch die Endverbraucher
  2. Effizienz erhöhen: Steigerung der Energieumwandlungseffizienz von Geräten, Maschinen, Industrieprozessen, Autos usw.
  3. Ersatz fossiler durch erneuerbare Energiequellen mit keinen oder geringen Treibhausgasemissionen
  4. Erneute Verwendung von Materialien: Recycling in allen Bereichen, Wiederverwendung von abgeschiedenem CO2
  5. Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre: Einsatz von Technologien, die CO2 durch chemische oder biologische Prozesse entfernen und permanent speichern

Zur Realisierung dieser Schritte listet der Bericht konkrete Massnahmen für die Akteure der Energiepolitik auf.

Medienkonferenz Energiebericht

Kategorien

  • Energieproduktion

Kontakte

  • Dr. Urs Neu
    SCNAT
    ProClim − Forum für Klima und globalen Wandel (ProClim)
    Haus der Akademien
    Postfach
    3001 Bern


  • Prof. Dr. Konstantinos Boulouchos
    ETH Zürich
    Institut für Energietechnik
    Sonneggstrasse 3
    8092 Zürich